Dies sind die Stereotypen, die wohl jeder kennt. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus, und wir haben sie kennengelernt. Vom Bilingualen Profil, S3.

Es ist ein oft überlesenes Thema. Denn trotz der langen gemeinsamen Geschichte Dar es Salaams und Hamburgs wissen viele gar nicht, wo die neuste Partnerstadt einen Bezug zu Deutschland hatte. Also haben wir im Bilingualen Profil schon seit 2014 ein Projekt, das aufklären soll.

Alles kommt auf den Tisch: Die jahrzehntelange Kolonialmacht Deutschlands in Tansania. Die Kriege. Die Aufstände. Was geschah damals? Was passiert noch heute? Unser Projekt legt offen, wie verwickelt die Kolonialgeschichte wirklich ist und wie sie unser tägliches Leben prägt, in Hamburg wie in Dar es Salaam. In ganz Deutschland und Tansania.

Denn noch heute lassen sich überall Spuren der gemeinsamen Geschichte finden, es reicht ein Rundgang am Hafen. Überall und jeden Tag begegnen wir anderen Kulturen. Aber was heißt es, bewusster zu werden und sich selbst einzugestehen: „Ich weiß gar nicht so viel über diese Kultur“?
Es bedeutet aus seiner Blase zu treten. Und manchmal noch viel weiter, da sich unsere Projektarbeit bis ganz an die Ostküste Afrikas ausdehnt und wieder zurück. Mit einem Schüleraustausch sollen Kulturen aufeinandertreffen und es wird klar: Ganz so einfach ist das nicht.

Stereotype über Deutschland und Deutsche kennen wir genug: Gartenzwerge, Überpünktlichkeit, Hang zum Humorlosen. Das kann man schmunzelnd hinnehmen – stimmt ja gar nicht.
Aber wie sieht es aus mit unseren stereotypen Vorstellungen von Tansania? Und ganz Afrika?
Was sind unsere ersten Eindrücke, wenn wir an Afrika denken? Und inwiefern kann man noch schmunzeln, wenn klar wird, dass man nur Stereotype vor Augen hat?
Wo moderne Journalistik uns in die Irre führt, setzen wir an. Beobachten uns selbst und andere, und stellen bald fest, dass uns allen ein falsches Afrikabild vorschwebt. Eines, meist geprägt von der Armut, die von Spendenkampagnen genutzt wird, um Mitleid zu erzeugen. Ein Bild von Savanne und Giraffe, aber ohne die großen Städte, die nicht in die ruhige Doku mit schönem Sonnenuntergang passen. Ein Bild, das den kulturellen Reichtum eines riesigen, uralten Kontinents vereinfacht auf ein paar Impressionen. Und zumeist noch falsche.

Wie verfestigt solche Bilder sind, wird klar, wenn man sie ablegen muss. Wenn Schüler Schülern begegnen und zusammen lernen. Wenn Brücken gemeinsam überwunden werden und eine Gruppendynamik entsteht, bleibt kein Raum für Rassismus.

Als Krönung der Projektarbeit und der Bildung zum Thema findet schließlich ein Schüleraustausch statt. Hier treffen Schüler aus Tansania auf das GyFa. Während einer Projektwoche wurde ein Film erarbeitet, der Facetten der Kolonialzeit offenlegt. Das Thema wird von mehr als nur der Vogelperspektive betrachtet, sondern durch die Augen verschiedenster Menschen. Und nun ist es an der Zeit, dass alle diese Perspektiven einnehmen können. Es wird Zeit, sich seiner Unwissenheit zu stellen und zuzugeben, dass man das „echte“ Tansania gar nicht kennt. Das Tansania, das einem begegnet im Austausch, in Form von realen Personen. Das viel mehr ist als ein Sonnenaufgang über der Wüste.

Text: Bilinguales Profil S3

Das Schüleraustauschprojekt wurde gefördert durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

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