Unsere Reise nach Dar es Salaam, Tansania, im Rahmen unseres Austausches brachte uns viele neue Erfahrungen, eine Menge Spaß und viele neue Freunde. Während der Reise bekamen wir viel von der Stadt Dar es Salaam, der Chang’ombe Secondary School, dem Leben in einer Gastfamilie und der Stadt Bagamoyo mit. Wir verbrachten unsere Zeit mit freundschaftlichen Gesprächen und viel Gelächter, widmeten uns aber auch dem inhaltlichen Thema Postkolonialismus. Von Nia Genadieva, Avesta Khaliqi, Robert Schleßmann und Ida Wippermann.
Wir waren alle sehr beeindruckt von der Gastfreundschaft, mit der man uns begegnet ist und sind uns sicher, einen soliden Grundstein für unsere Partnerschaft gelegt zu haben.
Der viel zu frühe Abschied von unseren Austauschpartnern in Deutschland beglich sich leider erst nach ein paar langen Monaten. Doch dann war es endlich Zeit für uns Schüler vom Gymnasium Farmsen, nach Tansania zu reisen und unseren Partnern endlich wieder zu begegnen.
Nach einer langen und ermüdenden Reise kamen wir endlich am Sonntag, den 23.09. in Dar es Salaam an, wo uns überraschenderweise noch um zwei Uhr nachts unsere Gastgeber in zahlreicher Form empfingen. Im Hotel angekommen schliefen wir dann endlich, aber mit warmen Willkommensgefühlen ein.
Am nächsten Tag schon erwartete uns eine Stadtführung durch Dar es Salaam, bei der wir viel über die Geschichte der Infrastruktur von Dar es Salaam dazu- lernten. Verschiedenste koloniale Spuren boten auch schon eine erste Grundlage zu inhaltlichen Austauschen und ersten Diskussionen.
In der Schule erwartete uns bereits mit Chorgesang der „German-Club“: eine Gruppe von Schülern, die Deutsch als Schulfach gewählt haben und ein Teil von ihnen bereits zuvor bei dem sogenannten Pasch-Programm teilgenommen hatten. Sie hatten sich auch schon mit dem Thema „Postkoloniale Erinnerungskulturen“ befasst (Themen wie Entschädigungszahlungen für die Kolonialzeit, Umbenennung von Straßen oder die Rückgabe von afrikanischen Kulturgütern), mit denen wir uns mit unseren Partnern auch schon in Hamburg beschäftigt hatten und die auch bei unserer gemeinsamen Arbeit in Dar es Salaam wieder die zentrale Rolle spielten.
Des Weiteren besuchten wir das National Museum, verschiedene Klassen an der Chang’ombe Secondary School und sogar die Universität auf dem Schulgelände. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander, tauschten uns ständig über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen unseren Leben in Deutschland und Tansania aus. Wir bemerkten schnell, dass wir überwiegend ähnliche Ansichten zu der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte hatten. Zusammen absolvierten wir wunderbare Gruppenarbeit und gestalteten eine kreative Ausstellung zum Thema „Post-Colonial Memory Cultures“.
Dann war der Tag gekommen: Endlich durften wir in die Gastfamilien! Nach dem Essen in einem netten Restaurant fuhren alle mit ihren Partnern nach Hause und durften erst mal Familie, Freunde und Unterkunft kennenlernen. Auch am Sonntag verbrachten wir den ganzen Tag mit unseren Gastfamilien, lernten die Stadt Dar es Salaam aber vor allem unsere Gastfamilien noch näher kennen.
Bagamoyo, die ehemalige Hauptstadt der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrikas“ ist für ihre historischen Sehenswürdigkeiten bekannt und war auch deswegen als gemeinsames Reiseziel für unsere Gruppe geplant. Mit einem Guide lernten wir über das Wochenende viel über Bagamoyos Sklavengeschichte und Geschichte während der deutschen Kolonialherrschaft kennen.
Als nächster Programmpunkt stand dann ein Seminar mit der tansanischen NRO „Tanzania Youth Coalition“ (TYC) an, bei dem wir gemeinsam mit unseren Partnern und dem German Club weiter an der Gestaltung der Partnerschaft zwischen unseren Schulen und der Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte arbeiteten.
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der „Culture Day“, bei dem wir alle bei der ehemaligen Schulleiterin eingeladen waren und zusammen Essen zubereiteten, Präsentationen hielten und Spiele spielten.
Während der Reise setzten wir uns immer wieder mit dem Thema Postkolonialismus auseinander. Dieses war genau wie auch schon während der Reise unserer Partner nach Hamburg das Projektthema unseres Schüleraustausches. Dazu kam es sehr gelegen, dass Dr. Masebo, ein Professor an der Universität Dar es Salaam für uns Zeit hatte und uns einen sehr beeindruckenden Vortrag zu den Themen hielt, mit denen wir uns zuvor bei unserer Projektarbeit beschäftigt hatten. In seinem Vortrag ging es um Themen wie Straßen, die weiterhin nach Kolonialherren benannt sind, die Rückgabe von Kulturgütern, die während der Kolonialzeit nach Europa entwendeten wurden und die heute in deutschen und europäischen Ausstellungen zu finden sind, aber ihren Ursprung in Tansania und anderen ehemaligen Kolonien haben sowie um die Frage nach Reparationszahlungen aufgrund von Völkermorden und imperialistischem Verhalten.
Am letzten ganzen Tag in Dar es Salaam gab es ein weiteres Highlight: Ein Vertrag, der unsere Schulpartnerschaft nun offiziell festhält, wurde von der Schulleiterin, Rehema M. Mdoe und der Geschichtslehrerin Asteria Alex von der Chang‘ombe Secondary School und von Urte Rasmussen und Imke Stahlmann vom Gymnasium Farmsen unterschrieben. Endlich war es amtlich. Das Gymnasium Farmsen und die Chang‘ombe Secondary School sind nun Partnerschulen (Vertragsdokument in der Galerie). Mittlerweile vier Jahre lang haben die beiden Schulen die Partnerschaft vorbereitet, und die harte Arbeit zahlt sich nun aus.
Klar ist auch, dass auch in Zukunft noch viele Herausforderungen von beiden Schulen gemeistert werden müssen, allerdings denken wir, dass die Basis nun gelegt wurde. Jetzt gilt es, auf dieser aufzubauen und die nächsten Schritte werden schon initiiert.
Ein Antrag für die finanzielle Unter-stützung von ENSA für die nächste “Incoming“-Reise aus Tansania im Juni 2019 wurde gerade bewilligt und die Suche nach Sponsoren und weiterer finanzieller Unterstützung für eine Reise von Teilnehmern aus dem S1-Kurs nach Dar es Salaam im Jahr 2019 hat auch schon begonnen. An der Chang‘ombe Secondary School werden auch nach Sponsoren gesucht.
Unser zwölftägiger Aufenthalt in Dar es Salaam endete langsam, und die Stimmung wurde zunehmend bedrückter. Mitten in der Nacht verabschiedeten wir uns von unseren Freunden am Flughafen. Tränen blieben nicht aus.
Mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen begaben wir uns auf den Rückweg, und wir realisierten langsam, dass unser alltägliches Leben in Deutschland uns wieder einholen würde. Eine neue Sichtweise auf die Welt ist uns näher gekommen, und wir können nun Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Auch die Rollen als Gast und Gastgeber haben wir selber erlebt und gemeistert. Wir haben gelernt, wie wichtig die Kommunikation in unserer Gruppe für das gegenseitige Wohlbefinden ist und noch vieles mehr.
Beschwichtigt wurde unsere Trauer über den Abschied durch das Wissen, dass dieses Jahr der Grundstein für eine Schulpartnerschaft gelegt wurde und über die weiterhin fortschreitende Entwicklung des Projektes. Wir vier als Teilnehmer/-innen haben das Gefühl, dass die Schulpartnerschaft das Ergebnis der Leistung vieler verschiedener Menschen ist. Und deswegen nehmen wir uns die Zeit, um uns nun zu bedanken:
Wir bedanken uns bei ENSA für die tolle Unterstützung. Insbesondere bei Kerstin und Karol, die unsere Seminare geleitet haben und uns über das ganze Jahr unterstützt haben.
Des Weiteren bedanken wir uns bei den Schulgemeinschaften der Chang‘ombe Secondary School und der Kibasila Secondary School, die uns so warm-herzig willkommen hießen.
Auch das Bilinguale Profil an unserer Schule, das Kollegium, so wie die Schülerschaft insgesamt haben wir als sehr motiviert erlebt, die Schulpartnerschaft und den Diskurs über postkoloniale Erinnerungskulturen weiterzuführen.
Außerdem danken wir Urte Rasmussen, die uns als Stellvertreterin der Schule begleitet hat.
Wir danken insbesondere unseren vier Partnerschülern Sylvia, Sabria, Hance, Abdulkareem und deren Familien, die uns als Gäste und Freunde willkommen hießen.
Der größte Dank geht an die initiierenden Kräfte: Imke Stahlmann und Asteria Alex. Der unvorstellbare Aufwand und die Motivation der beiden, dieses Projekt zustande zu bringen, ist wahrscheinlich der Grund, weshalb wir diesen Bericht hier schreiben dürfen.
Das Projekt ist noch sehr jung, jedoch können alle Beteiligten auf dieses Anfangsergebnis stolz sein. Wir bleiben noch aktiv involviert in diese Schulpartnerschaft und arbeiten an der Präsentation unseres Projektes für unsere Schulgemeinschaft, aber auch nach außen hin und freuen uns auf weitere Unterstützer, die dieses Projekt bereichern.