Die Sonne brennt auf uns herab. Sie steht am Mittag hoch über der einzigen Verbindung unserer Lagune zur Ostsee – dem Salzhaff. Obwohl meteorologisch schon der Herbst begonnen hat, merkt man davon heute nichts. Wir dümpeln am Samstagnachmittag mit dem Großteil der Surfer/innen vom Gymnasium Farmsen auf dem Wasser und halten nach minimalen Böen Ausschau. Die meisten liegen schon im kühlen Wasser oder schwitzen auf den Boards in den Neoprenanzügen. Uns fehlt der Wind, der gestern gerade den Anfänger/innen noch perfekt im Segel lag. Nicht zu kräftig, aber auch keine Flaute. Noch vor wenigen Stunden, am Vormittag, war auch genug Wind, um neue Fahrtechniken zu erlernen. Jetzt werden wir lachend von denjenigen Mitschüler/innen überholt, die sich für ein SUP-Board entschieden haben und sich damit locker treiben lassen.

 Am Freitag, einen Tag zuvor, fuhren wir mit 40 Schülerinnen und Schülern nach der vierten Stunde vom Gymnasium Farmsen los, um im Feriendorf „San Pepelone“ das Wochenende mit dem Surfen zu verbringen. Unsere Reise sollte vom 1. bis 3. September gehen und wir hofften auf gutes Wetter mit schönem Wind. San Pepelone, ein Ort, bei dem man auch an mediterrane, weiße Strände denken kann. Wir hatten hohe Erwartungen! Begleitet wurden wir von Herrn Seelhorst, der, wie die meisten von uns, noch nie auf einem Surfbrett gestanden hat, Frau Krüger, Herrn Buhrz und Herrn Neumann. Nach zwei Stunden Busfahrt kamen wir an und wurden von einem Mann im „norddeutschen Surferlook“ empfangen – kurze Cargohose, Sonnenbrille, Tank-Top und natürlich eine Mütze. Er zeigte uns die Anlage, unsere Apartments und das Restaurant, wo wir später zu Abend essen sollten.

 Kaum hatten wir unsere Taschen in den Apartments, ging es zur Ausgabe der Neoprenanzüge und dann ohne Umschweife aufs Wasser. Karl und Linus, unsere Surflehrer für das Wochenende, zeigten den Anfänger/innen, wie man auf das Board kommt, das Segel hält und schließlich lenkt. Die Fortgeschrittenen fuhren währenddessen schon durch die Lagune und halfen, wo es ging, den anderen. Es lag eine gewisse Stimmung in der Luft, man freute sich über jeden Schüler, der einige Meter auf dem Board zurücklegte, über jede Schülerin, die eine Wende schaffte. Zeitweise Frustration, wenn man zum dritten Mal in Folge vom Board ins Wasser fiel, ohne überhaupt zu fahren, wurde schnell durch Erfolge anderer und die eigene Weiterentwicklung vertrieben. Nach zwei Stunden ging es wieder an Land und mit großem Hunger stürzten wir uns auf ein riesiges Buffet im Restaurant. Immense Berge an Essen wurden verschlungen, man merkte erst jetzt, wie hungrig wir in den letzten Stunden geworden waren. Zum Abschluss des Tages setzten sich einige noch an die Strandbar und sahen die Sonne hinter dem Salzhaff untergehen, andere spielten Karten oder Beachvolleyball.

 Am Samstag, dem zweiten Tag der Reise, ging es nach einem ebenso guten und ausgiebigen Frühstück wieder aufs Wasser. Während einige schon Wenden und Halsen konnten und man langsam ein Gefühl für das Board entwickelte, halfen Karl und Linus sowie alle Fortgeschrittenen den Anfängern beim Aufsteigen, Mast hochziehen, Lenken und Wenden. Immer größere Gruppen schafften es, die komplette Surfzone zu durchfahren, ohne ins Wasser zu fallen, und einige schnappten sich größere Segel, um schneller fahren zu können. Ich erinnere mich, wie ich jemandem geholfen habe, das Lenken gegen den Wind besser unter Kontrolle zu bekommen und wie schön es war, als er es schließlich schaffte und problemlos an mir vorbei und weiter Richtung Wind surfte. Solche Erlebnisse prägten die ganze Reise.

 Am Nachmittag kam dann das Befürchtete: Der Wind flaute ab, selbst mit riesigen Segel standen alle einfach nur auf dem Wasser. Einige Schüler/innen fuhren mit SUP-Boards, andere lagen auf ihren Surfboards in der Sonne und warteten auf den Wind – er kam nicht mehr.

 Abends gab es in der Strandbar eine Feuershow, ausgeführt von Christer, dem Leiter der Anlage. Außerdem frischte der Wind auf und als wir am nächsten Morgen aus den Apartments kamen, sah man, dass der Wind wieder auf unserer Seite war. Vor der Abfahrt nach Hause gingen wir also alle nochmal aufs Wasser und nutzen den Wind mit den neu erlangten Fähigkeiten vollständig aus. Endlich konnte richtig Fahrt aufgenommen werden, der Bug ragte aus dem Wasser und hinterm Heck kräuselten sich Bläschen um das Board. Fast alle waren jetzt in der Lage, richtig zu surfen.

 Gegen Mittag mussten wir wieder vom Wasser, packten unsere Taschen, fegten die Apartments und gaben das Material ab. Wir blicken zurück auf ein Wochenende, an dem wir nicht nur das Surfen gelernt haben, sondern auch eine schöne Zeit in „San Pepelone“ hatten.

 

Ein Erlebnisbericht von Bjarne, S3